Restaurierung meiner BMW R60/5

Der Urzustand kurz nach dem Kauf (Juni 2006)

Die BMW direkt nach dem Kauf Der gammlige Tacho scheint zu leben

Nachdem ich von Stevens R60/5 trotz klemmender Gabel begeistert war erinnerte ich mich an eine BMW die in Leipzig seit einigen Jahren trostlos rumsteht. Schnell stellte ich fest, dass es sich auch um eine R60/5 handelt. Leider war sie ziemlich heruntergekommen und verbastelt. Dank der Hilfe eines guten Freundes konnte ich den Besitzer ausfindig machen. Aus beruflichen Gründen hatte er nicht mehr sehr viel Zeit für die BMW. Ein paar Wochen vorher wurde die Maschine wohl von ein paar Jugendlichen gestohlen und ein paar Meter weiter stehen gelassen da sie keiner zum laufen bringen konnte Versiegelt

Nach vielem hin und her wurden wir uns schließlich einig und ich konnte die Maschine mein eigen nennen. Ich machte die Maschine soweit fahrfertig und brachte sie durch den schon lange abgelaufenen TÜV.

Die erste Tour nach dem Kauf

Die Sitzbank war nicht mehr zu gebrauchen und stammte von einem Langschwingenmodell. Somit kaufte ich bei Siebenrock eine neue Sitzbank und konnte die ersten Touren unternehmen. Während der ersten Fahrten stellte ich schnell fest, dass der Motor doch den ein oder anderen Schaden vom langen rumstehen davongetragen hatte. Bis zu 2,3l Öl auf 1000 Km wurden verbrannt. Die Elektrik war wie an fast alle älteren Fahrzeugen verbastelt, der Tachometer sah aus als ob dort jemand Moos züchten würde. Die Drehzahlmessernadel war natürlich abgebrochen, die Auspuffanlage war auch fertig und der Tank wurde mehrmals geschweißt und gespachtelt. Trotz der ganzen Mängel brachte die BMW mir jedes Mal wieder ein breites Grinsen in das Gesicht. Für den kommenden Winter beschloss ich die BMW komplett zu restaurieren.

Zerlegen der BMW (Winter 2006/2007)

Entleeren des Tanks Kabel und Bowdenzüge

Nach der letzten Tour im Oktober ließ ich erst alle Öle und Benzin ab. Nach dem Abbau der Sitzbank und des Tanks konnte man sämtliche Elektrik und Bowdenzüge sehr schnell und einfach entfernen. Die Ingenieure haben ein wirklich Schrauberfreundliches Motorrad entworfen. Bei jeder Restauration ist es sinnvoll soviel wie möglich Fotos zu machen um nach den vielen Wochen/Monaten zu wissen wo und wie welches Teil verbaut war.

Anlasserabdeckung und Vergaser abbauen

Als nächstes baute ich die Anlasserabdeckung, den Luftfilterkasten und die Vergaser + Ansaugrohre aus. Danach habe ich die gammlige Auspuffanlage abgebaut, die leider nicht mehr zu gebrauchen war. Die Vergaser habe ich nur gereinigt da sie vor einigen Monaten überholt worden sind.

Zerlegen der BMW Zerlegen der BMW
Lichtmaschine

Nach dem abnehmen der Lampe und des Lichtmaschinendeckels konnte ich die restlichen Kabel entfernen. Nach über 30 Jahren war der Kabelbaum schon knüppelhart. Mit viel fummelei und Fingerspitzengefühl wurde erst das Hinterradschutzblech, das Hinterrad, der Kardan und zum Schluss die Schwinge ausgebaut. Um die Kardanwelle vom Getriebe zu lösen benötigt man einen 10er Vielzahnschlüssel. Jetzt ist der Weg frei um das Getriebe auszubauen. Dazu muss man den ganzen Motorblock etwas nach vorne rücken und dann kann das Getriebe relativ einfach aus dem Motor heben. Jetzt war der Weg für den schweren Motorblock frei und er kann "einfach" aus dem Fahrgestell gehoben werden.

Ausbau des Getriebes Motorausbau
Der Rahmen

 Der teilzerlegte Motor

Zum Schluss wurde noch das Vorderrad und die Gabel ausgebaut, so schnell kann das komplette Motorrad zerlegt werden. Da ich den Motor von einem Berliner BMW Experten überholen ließ und nur die Zylinderköpfe, Zylinder und Kolben ausbaute konnte der Motorrumpf Kempmann überlassen werden. Nach dem sichten der vielen Bauteile konnte ich die ersten Bestellungen auslösen.

Komplettieren des Teilepuzzles (Winter 2006/2007)

Nachdem ich den Motor zur Überholung geschafft habe, kümmerte ich mich um die Zylinderköpfe und die Zylinder. Die Köpfe bekamen neue bleifreigeeignete Ventilsitze und neue Ventile. Der Zylinder bekam das erste Übermaß und neue Mahle Kolben. Die Rahmenteile wurden sandgestrahlt und schwarz pulverbeschichtet. Das Getriebe und der Kardan waren noch in Ordnung und wurden nur äußerlich gereinigt. Die GFK Schutzbleche vorne und hinten sowie der Tank wurden neu lackiert und anschließend handliniert.
Nach einem Monat habe ich den Motor schon wiederbekommen aber da die Kurbelwelle riefig war musste eine gute gebrauchte Welle verwendet werden. Ansonsten wurden die Pleuel überholt, neue Lager und eine neue Kupplung verbaut.

Rahmen und Motor

Zunächst schraubte ich den Heckrahmen an den Hauptrahmen und setzte den Motor und Getriebe vorsichtig in den frisch gepulvertenRahmen. Danach konnte ich die Gabelbrücken und die Gabel montieren, damit die BMW bald auf eigenen Beinen stehen konnte. Im unteren Bild sieht man die Ausmaße der wuchtigen Kurbelwelle.

Einbau der Telegabel Die alte Kurbelwelle
Die BMW noch wacklig auf nur einem Bein :)

Auf beiden Beinen

Das frisch polierte Hinterrad

Nachdem der Hauptständer und das Vorderrad angebaut war konnte das Motorrad endlich aufgerichtet werden. Jetzt nur noch Schwinge und Kardan anbauen. Das frisch polierte und mit neuen VA Speichen versehene Hinterrad wird mit einem Metzeler Lasertec bestückt. Im Nachgang muss man sagen das es nur einen Reifen für die BMW gibt, den Bridgestone BT45. Die Lampe, die ersten Kabel und Bowdenzüge sowie Vergaser und Krümmer ließen sich schnell montieren.
Endlich waren die Lackteile fertig liniert und konnten angebaut werden. Im Gegensatz zu der fummeligen Elektrik war der Anbau der Lackteile ein Kinderspiel. Den alten ausgehärteten Kabelbaum habe ich durch einen neuen ersetzt.

Frisch vom Handlinieren

 Elektrochaos in der Lampe

Anbau des Hinterradkotflügels Endlich komplettiert
Fertig!

Nach einigen Problemen und Kopfzerbrechen mit dem BMW Schaltplan habe ich die komplette Elektrik zum laufen bekommen.
Die komplett neue Auspuffanlage sowie die im Vorjahr gekaufte Sitzbank wurden angebaut.

Im Laufe der Zeit habe ich die BMW Federbeine durch Koni Federbeine ersetzt, die Zigarrenauspuffanlage durch eine Hoske Anlage ersetzt und einen Gabelstabilisator verbaut.

Während der bisher gelaufenen 34.000 Kilometer seit der Restauration ließ mich die "Gummikuh" nie im Stich.


Einige Daten zur Maschine

 







besondere Features:

BMW R 60/5
600ccm³, 40PS, 
205 Kg Leergewicht
Höchstgeschwindigkeit ca. 160km/h
Tankinhalt 24 Liter, ca. 5l/100km
Baujahr 1972
Gesamtkilometer ca. 40.000 oder 140.000 nicht nachvollziehbar
Kurzschwinge

H4, erstes BMW Motorrad mit E-Starter, 12V Anlage, Duplex Bremse