Restaurierung einer MZ TS 150

Besichtigung und Komplettzerlegung

Da das Motorrad seit 10 Jahren in einer Garage mit kaputtem Dach stand, rechneten wir mit dem schlimmsten. Der erste Anblick ließ vorerst wenig Hoffnung auf eine gute Restaurierungssubstanz. Durch das halb zusammengefallene Dach war das Motorrad dem Regen der letzten Jahre schutzlos ausgeliefert und sah dementsprechend aus. Trotz des Zustands beschlossen wir das Motorrad über den Winter zu restaurieren.

So verbrachte die TS die letzten 20 Jahre Kurz vor dem zerlegen der TS
Kurz vor dem Zerlegen der TS Kurz vor der Schlachtbank

Nachdem wir das Motorrad geborgen hatten, wurde es anschließend komplett zerlegt. Da wir einige Neuteile brauchten stellten wir gleich eine umfangreiche Liste zusammen. Da die Lack- und Pulverarbeiten sich oft wochenlang hinziehen haben wir den Rahmen gleich am nächsten Tag zum Pulverbeschichten und die Verkleidungsteile zum Lackierer gebracht.

Das zerlegen beginnt Die Tachos kurz nach dem Ausbau
Motorüberholung

Nach einiger Zeit traf die erste große Teilelieferung ein und ich konnte den Motor zusammenbauen. Die Kurbelwelle musste durch ein regeneriertes Originalteil ersetzt werden und Verschleißteile wie Lager,Simmeringe  und die Primärkette wurden ebenfalls getauscht. Das Getriebe sowie die Kupplung hatten sehr wenig Verschleißerscheinungen und wurden nur gereinigt.
Die komplette Überholungsanleitung von der mzklassiker.de.vu Seite findet Ihr im Archiv.

eiskalte Kurbelwelle mit frisch bestückten Lagern Linke zur Montage vorbereitete Gehäusehälfte
Komplettierte linke Gehäusehälfte Komplettierte linke Gehäusehälfte
Komplett montierter Rumpfmotor Da ich schon mehrere Motoren überholt habe, war der Zusammenbau wenig spektakulär. Nachdem ich die Wellen freigeschlagen hatte und ich mal wieder aufgrund ein paar fehlender Kleinteile nicht weiterkam stellte ich den Motor erstmal in das Regal.

Motorüberholung - Restarbeiten & Felgen

Als endlich die letzten Teile für den Motor eintrafen, machte ich mich sofort an die Arbeit. Der Primärtrieb bekam eine neue Kette spendiert und wurde neu ausdistanziert. Das angleichen der Flucht zwischen den beiden Zahnrädern ist wichtig, da die Kette sonst sehr schnell verschleißt.

Es fehlen nur noch die Kupplungsbeläge Fertig montierter Primärtrieb

Da ich (mal wieder) gezwungen war auf die nächste Teilelieferung und den Zylinder zu warten, speichte ich Felgen mit polierten VA-Speichen ein. Die *bling bling* Felgen können sich echt sehen lassen. Die Naben wurden Glasperlgestrahlt und mit neuen 2RS Radlagern versehen damit sie noch viele km laufen. Die Tachos wurden nur gereinigt und mit neuen Chromringen versehen, da sie noch top in Schuss waren.
Frisch überholte Tachos *bling bling*
Neu eingespeichte Felgen
Das Puzzle beginnt
 
Rahmen + Heckrahmen
Nachdem ich die frisch pulverbeschichteten Teile abgeholt hatte, machten wir uns ans Werk. Als erstes wurden alle Lagerstellen gereinigt und überprüft (Schwingenlagerung, ect.) anschließend wurden die Gewinde nachgeschnitten. In die zugänglichen Rahmenöffnungen wurde Hohlraumversiegelung gesprüht.
Die vorhandenen Lenkkopflager wurden durch wartungsfreie gekapselte Lager ersetzt.
Da die Teile, die ich zum Verzinken gegeben hatte, leider noch nicht fertig waren, vergingen wieder einige Wochen bevor wir weitermachen konnten.
Das Puzzle geht weiter
 
Kurz vor der Hochzeit
Endlich waren die Zink und Chromteile fertig. Jetzt konnten wir weiterschrauben. Nachdem wir die Hinterradschwinge mit viel Fingerspitzengefühl und mehreren Versuchen eingebaut  hatten, konnten wir die Telegabel einbauen, mit Öl befüllen und die Verschlussschrauben abdichten.
So schnell ist die Hochzeit vorbei Der 11,5 PS starke MM 150/3

Als nächstes konnten wir den 11,5 PS "starken" 2-Takt-Motor einbauen. Die Motorversion MM 150/3 ist die letzte Ausführung des kleinen TS Motors und besitzt einen Drehzahlmesseranschluss, außenliegende Simmerringe, verstärkte Kurbelwellenlager sowie einen nadelgelagerten Kolbenbolzen.

Lampengehäuse mit Blinkerhaltern

Zum Schluss bauten wir noch die Lampe mit den neuen verchromten Blinkerhaltern an. Geschafft, aber mit dem Gefühl ein großes Stück weiter gekommen zu sein, ließen wir die Schraubenschlüssel für diesen Abend ruhen.

Elektri(c)k
 
Langsam nähert sich das Puzzle dem Ende
Tacho und Drehzalmesser mit Flachlenker

Bevor ich mich an die heißgeliebte Elektrik machte, zogen wir die neuen Reifen auf und verlegten bei dieser Gelegenheit auch gleich die Bremszüge. Statt dem hässlichen hochgezogenen Lenker bauten wir einen Flachlenker ein, der dem Motorrad zusammen mit der Tacho- und Drehzahlmesserkombination eine sportlichere Optik bescherte. Leider passten die gelieferten Choke- und Gaszüge nicht, so dass ich erneut bestellen musste.

Das Elektrik Grauen beginnt

Nachdem die Kette eingefädelt und gespannt war beschloss ich die Elektrik zu verlegen. Den Kabelbaum gibt es fertig zu kaufen und bis auf ein paar Kleinigkeiten ist er sehr gut verarbeitet. Nachdem ich alle Strippen grob verlegt habe, begann ich das Rücklicht, die Lima und den Regler anzuschließen. Alle unisolierten Flachstecker bekamen noch eine Schrumpfschlauchhülle damit es auch keine Kurzzschlüsse gibt, wenn sich mal ein Kabel löst.

Das Ende naht...
 

Ich brauchte noch ein Weilchen bis die komplette Elektrik funktionierte. Wie so oft wird man immer von "Kleinigkeiten" wie z.B. defekten Tachobirnchen aufgehalten. Man prüft alle Kabel nach und am Ende liegt es an dem kleinen Birnchen. Nachdem alle Kabel richtig angeschlossen waren, konnte ich mich mit reichlich Kabelbindern austoben. Später sollen ja keine Kabel die Pulverbeschichtung oder den Lack abwetzen.

Der Polierer hat gute Arbeit geleistet

Die Kabel waren größtenteils fest, jetzt konnte der Tank mit den Chromblenden angebaut werden. Die TS Baureihe gab es nur in der "de luxe" Variante mit verchromten Tankblenden, Drehzahlmesser und polierten Motorseitendeckeln. Ähnlich wie beim Trabant war diese Variante aufpreispflichtig. Der Ansaugeräuschdämpfer, der im rechten Seitendeckel integriert ist, lässt gegenüber der großen TS Baureihe sehr einfach einbauen. Die TS ist ein sehr schrauberfreundliches Motorrad, aber dass ist man(n) jedoch schon von den anderen MZ Modellen gewöhnt.

Die polierte Nabenabdeckung kann sich echt sehen lassen Nur noch ein paar Kleinigkeiten...
Fast geschafft!

Das Motorrad ist fast fertig, die letzten Kabel unter dem Batterieseitendeckel müssen noch geordnet werden, hier und da fehlen noch ein paar Schrauben, Birnchen oder Kleinteile.

Fertigstellung & Übergabe
 
Defekte Lichtmaschine

Nachdem die letzten Kleinigkeiten erledigt wurden, drehten wir die ersten paar Proberunden um die Kupplung einzustellen. Dabei fiel mir auf, dass die Ladekontrolleuchte plötzlich nicht mehr ausgeht. Da sie bis eben noch funktionierte konnte es nur ein abgerütteltes Kabel oder eine andere Kleinigkeit sein. Nach vielen Stunden suchen fand ich heraus, dass der Kabelschuh der Feldwicklung zwar fest verschraubt ist aber ohne ein Kabel am Ende. Während der Probefahrten schien es abgebrochen zu sein, es nützte nichts und wir besorgten uns eine andere Lichtmaschine und siehe da alles funktionierte normal.

Nach vielen Stunden Arbeit war es geschafft die TS 150 stand besser da, als sie vor über 30 Jahren vom Band rollte. Der neue/alte Besitzer des Motorrads war sichtlich begeistert über die Restauration seiner ehmaligen Alltagsmaschine. Ich denke die Bilder sprechen für sich.

MZ TS 150

MZ TS 150

MZ TS 150 MZ TS 150
MZ TS 150 MZ TS 150
MZ TS 150 in schwacht - weiß MZ TS 150 in schwacht - weiß