Mopedfreizeit
- Geschrieben von Richard
Tag 7, 03.06.2011: Oban - Portree
Die Sonne schien und da ich eine möglichst frühe Fähre von Mallaig auf die Isle of Skye erwischen wollte, beeilte ich mich mit dem Zeltabbau und fuhr früh los. In der vorletzten Kurve vor der A830 passierte es dann: Bei relativ geringer Geschwindigkeit (50-60km/h) und mittlerer Schräglage rutschte plötzlich das Vorderrad kurz weg. Das Rad bekam wieder Grip, dabei verringerte sich die Schräglage der MZ. Ich nutzte die Gelegenheit, um noch voll in die Bremsen zu packen und so die Fahrt rauszunehmen. Dabei verringerte sich die Schräglage weiter und ich fuhr Richtung Straßenrand. Beinahe hätte ich die Kurve noch geschafft, aber das Vorderrad verließ die Straße und sackte sofort in dem weichen Boden ein, woraufhin der Sturz unausweichlich war. Während die Emme einschlug, verließ ich gezwungermaßen meinen Sitzplatz und näherte mich ballistisch mit nach vorne ausgestrecken Armen dem Boden. Nach dem ziemlich herben Einschlag rutschte ich noch einige Meter bergab, verlor dabei das Visier und baute die Fahrt mit Händen, Helm und Brust ab. Nachdem ich zur Ruhe gekommen war, stand ich auf und spürte direkt, dass mit den Fingern der rechten Hand was nicht in Ordnung war. Sonst schien aber noch alles an mir dran zu sein und ich schaute nach der MZ. Diese sah zwar fürchterlich aus, hatte aber, trotz des Einschlags, scheinbar nicht allzuviel abbekommen, was vielleicht auch daran lag, dass sie, im Gegensatz zu mir, das weiche Erdreich als Bremse benutzte und nicht den harten Asphalt. Das völlig verbogene Schutzblech zog ich direkt wieder grob in Form, nur der verdrehte Lenker machte mir Sorgen. Als ich dort am rödeln war, kam jemand in einem Auto vorbei und half mir ohne zu zögern, die ES aufzurichten und an eine Stelle zu schieben, wo ich Platz hatte. Er fragte mich, ob mit mir alles ok sei. Da meine Finger zwar schmerzten, aber keinen wirklich kaputten Eindruck machten, winkte ich ab, woraufhin er erstmal seine Tochter in die Schule brachte. Ein paar Minuten später tauchte er ohne Tochter wieder auf und fragte nochmals, ob alles klar wäre. In der Zwischenzeit hatte ich grob alles gecheckt und auch den Lenker nach Lösen der Klemmung wieder an die korrekte Position gebracht. Da ich der Meinung war, dass ich so zumindest erstmal weiterfahren könnte, dankte ich ihm nochmals und er fuhr weiter. Während ich danach den Rest des Moppeds und meiner selbst wieder in Form brachte, kamen noch ein paar Spaziergänger vorbei und fragten, ob ich Hilfe bräuchte. Seitdem besteht für mich kein Zweifel mehr: Die Schotten sind eindeutig ein hilfsbereites Volk. Beim Warten auf die Fähre (ich hätte beinahe doch noch die gewünschte Fähre erwischt) holte ich mein Frühstück nach und überlegte, ob ich nach dem Besuch der Isle of Skye direkt zurückfahren sollte. Ich entschied mich erst einmal dagegen, obwohl ein Benutzen der vorderen Bremse nur im Notfall und unter wirklich viel Schmerzen möglich war. |
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Nach der Überfahrt fuhr ich, um nicht dem Pulk von Autofahrern von der Fähre zu folgen, erstmal auf eine kleine Straße Richtung Süden, die aber nach ein paar Meilen endete. Danach ging es wieder Richtung Norden und ich bog auf eine kleine Straße ab, die am Dunscaith Castle vorbei führte. Warum ich dort keine Fotos machte, ist mir nicht ganz klar, aber besonders groß war die Burg eh nicht. Auf der A87 fuhr ich weiter Richtung Nordwesten, bis ein kleines Schild auf das Dorf "Moll" hinwieß. Die kleine Straße, bei der man auf einer GS sicherlich besonders viel Spaß gehabt hätte, führte am Meer entlang und bot eine wunderbare Aussicht, ausserdem war auf dieser Straße nichts los. Das Dorf Moll bestand aus einem Haus, soviel dazu. Aber immerhin eine eigene Straße. ;-) | |
Auf der A863 fuhr ich über Bracadale, Dunvegan und Carbost Richtung Portree, wo ich mir einen Zeltplatz suchen wollte. Den nördlichen Teil der Insel sparte ich mir aufgrund der Handverletzung, zumal ich die A87 als nicht besonders spannend empfand. Auf dem Zeltplatz in Portree wurde ich mit "no rain, no midges, welcome to my campsite!" begrüßt, der Platz gefiel mir auch recht gut. Dank des Windes waren Midges wirklich kein Thema, auch die zwischenzeitlich aufgezogenen Wolken entluden sich nicht über mir. Während ich duschte, wollte ein Karnickel sich offenbar an meinen Vorräten gütlich tun, denn als ich zurückkam, hoppelte es gerade aus meinem Zelt. Entweder das Zeug von mir schmeckte ihm nicht, oder ich kam rechtzeitig, bevor es etwas stibizen konnte, denn es war nix angeknabbert und so futterte das Tierchen Tannenzapfen und ließ sich kaum von mir stören, als ich zum fotografieren nah rankam. |
- Geschrieben von Richard
Tag 8, 04.06.2011: Portree - Big Sand
- Geschrieben von Richard
Tag 9, 05.06.2011: Big Sand - Inverewe
Das Wetter meinte es einigermaßen gut mit mir an diesem Tag, also ging es weiter gen Norden. Ich wollte an diesem Tag meinen nördlichsten Punkt dieser Reise erreichen und dann wieder umkehren. Ursprünglich wollte ich noch weiter nach Norden fahren, zeitmäßig hätte das auch noch locker funktioniert, aber ich hatte so langsam die Lust verloren und wollte auch auf dem Rückweg noch durch Wales fahren. |
- Geschrieben von Richard
Tag 10, 06.06.2011: Inverewe - Loch Rannoch
Nach dem Zusammenpacken fuhr ich bis zur A87 auf Höhe der Isle of Skye. Von dort aus Richtung Südosten bis Invergarry, am Loch Lochy vorbei und auf einer Nebenstrecke bis Fort William. Irgendwo an dieser Strecke hielt ich in einem kleinen Dorf an, um einzukaufen und zu tanken. Dort sah ich eine schöne alte patinierte BSA stehen. Der Besitzer war nicht zu finden und nach der obligatorischen Fotosession fuhr ich weiter Richtung Fort William. Irgendwann viel später bei einer Pause kündigte ein Donnergrollen was besonderes an und an mir fuhr die BSA samt winkendem Fahrer vorbei. Also alles schnell zusammengepackt und hinterher. Nach ein paar überholten Fahrzeugen hatte ich ihn erreicht und tuckerte mit gemütlichen (aber immer konstanten) 80km/h auf der kurvigen Straße hinter ihm her, den Sound der BSA genießend. Irgendwann hielt er an, selber neugierig, ob ich wohl der Typ mit dem komischen Motorrad war, den er vorher gesehen hatte. Der Fahrer heißt "Hammish" (wenn ich seinen Namen richtig verstanden habe, er sprach einen gut ausgeprägten Akzent) und fährt diese MT21 (also die zivile Version) seit 1976. Es folgte viel Geplauder über Motorräder im Allgemeinen und MZ und BSA im Speziellen. |
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Nach dem Wechsel fuhr ich wieder ein Stück zurück, um etwas weiter Richtung Osten kommen zu können. Beim Tanken traf ich auf eine Gruppe holländischer Motorradfahrer und ich wurde plötzlich in allerfeinstem sächsischen Dialekt auf meine Emme angesprochen. Es stellte sich heraus, dass eine der mitfahrenden Sozias aus Dresden kam, diese war gleich vollends begeistert, eine Emme in Schottland zu sehen. Sie sagte auch, dass am Vortag allein 80 Motorradfahrer aus Holland die Fähre in Edinburgh verließen. Dies erklärte auch die Schwemme an holländischen Kennzeichen in den letzten Tagen... Die A9, eine autobahnähnliche Schnellstraße, war wie erwartet nicht besonders schön zu fahren und so bog ich bei ersten Gelegenheit auf die B 847 ab und fuhr bis zum Loch Rannoch, wo ich mir einen einsamen Zeltplatz suchte. Dieser Zeltplatz war wirklich einsam, ich war fast der Einzige dort. Um den Midges Herr zu werden, standen am Rand des Platzes mehrere "Midges-Killer", die offensichtlich auch funktionierten. Tieffliegende und mutige Vögel sorgten zusätzlich dafür, dass die Midges nicht überhand nahmen.... |